Ich nähe ein Selbstportrait
Im Februar 2014 hatte ich mich zu einem Kurs über Portraits in Stoff – Faces, Applique Portraits von Charlotte Warr Andersen angemeldet. Charlotte kommt aus Salt Lake City, USA und hat eine ganz eigene Technik der Applikation entwickelt. Der Kurs wurde von Benita Gehrlicher organisiert und fand in ihrem Patchworkladen statt.
Charlotte erklärte Schritt für Schritt und zeigte an vielen mitgebrachten Beispielen wie das Endprodukt aussehen sollte. Für mich als alte Patchworkerin war es eine ganz neue und ungewohnte Perspektive und ich musste plötzlich in einer anderen Reihenfolge denken.
Wir hatten alle ein vergrößertes Foto dabei. Auf das Foto wurde nun auf einer daraufgelegten Folie, die Umrisse und die verschiedenen Sektionen aufgezeichnet. Danach wurden alle Teile nummeriert, ähnlich wie beim Malen nach Zahlen. Die benötigten Stoffe mussten ausgesucht werden und die Entscheidung viel nicht immer leicht. Charlotte erklärte und zeigte noch die Technik, wie wir mit der Hand und einer sehr dünnen Nähnadeln die verschiedenen Segmente zusammennähen sollten.
Für mich eine sehr große Herausforderung, denn ich konnte mir einfach nicht vorstellen, wie es fertig aussehen wird.
Ich nähte zuerste das Gesicht mit Augen, Augenbrauen und Lippen.
Dann wurden die Ohren und danach das Haar genäht. Jetzt fehlten noch der Hals und die Bluse und dann konnte ich die einzelnen Teile zusammenfügen.
Zum Schluss wurde das Ganze auf einen Hintergrundstoff genäht und gerahmt.
Ich habe noch nie so viel geflucht und hatte mehrfach das Gefühl, dass ich gleich das ganze in den Mülleimer werfen muss, aber der Ehrgeiz hat mich dann doch gepackt und ich habe nach drei Wochen das fertige Portrait in Händen gehalten und war sehr, sehr stolz!
Hier stimmt der Spruch: Alle sagten: „Das geht nicht.“
Dann kam eine, die wusste das nicht, und hat es einfach gemacht!